Wie wird ein Bild ein Bild?
das ist hier ein Kunstgruß für Sie und das neue Jahr 2025. Er möchte Ihnen nicht nur alles Gute wünschen, sondern Ihnen herzlich für Ihr anhaltendes Interesse an meiner künstlerischen Arbeit danken. Ohne Sie könnte und würde ich nicht machen was ich mache. Auf der Affordable Art Fair in Hamburg durfte ich wieder erleben wie wichtig für mich und meine Arbeit der direkte Kontakt mit Ihnen ist. Ich darf dann so Sätze hören wie:
Was mir an Ihren Werken so gut gefällt, ist, dass Sie die Demut haben, der Natur die Hauptrolle zu überlassen und dass Sie die Grandiosität der Natur sichtbar machen.
So ein Satz macht mich tatsächlich demütig, weil ich mich erkannt fühle. Und eigentlich gäbe es dazu nicht mehr zu sagen, doch jetzt hab ich Ihnen hier schon eine kleine Geschichte vorbereitet und die will nun auch gelesen werden. Ausserdem gibt es em Ende des digitalen Briefes noch ein paar Weihnachstsspecials für Sie.
Ich wünsche also viel Freude beim Lesen und Schauen
Ihr Clemens Büntig
Auf Kunstmessen und bei Atelierbesuchen werde ich häufig gefragt: „Wie lange brauchen Sie für so ein Bild? Und wie entsteht es?“ Das ist eine sehr berechtigte Frage, die sich jedoch nicht leicht beantworten lässt – zumindest nicht in Form einer konkreten Anzahl von Stunden oder Tagen. Warum das so ist, möchte ich Ihnen in diesem Newsletter näherbringen.
Der kreative Prozess beginnt nicht erst im Atelier, sondern schon mit dem Schnüren meiner Wanderschuhe. Meine Bilder entstehen nicht einfach durch eine festgelegte Abfolge von Handgriffen, und sie sind auch nicht das Ergebnis meiner Arbeit allein. Vielmehr fließen unterschiedlichste Einflüsse in die Entstehung eines Bildes ein. Dazu gehören das Wetter, inspirierende Gespräche mit Besuchern oder die Eindrücke, die ich während eines Waldspaziergangs sammle. All diese Elemente tragen dazu bei, dass jedes Kunstwerk seine eigene, einzigartige Geschichte erzählt.
Nur fünf Minuten von meinem Zuhause entfernt beginnt der Bürgerwald, der sich auf der anderen Seite des Flusses erstreckt. Es erstaunt mich immer wieder, dass dieses grüne Juwel so wenig besucht ist. Gelegentlich begegnet man einem Jogger oder Hunden mit ihren Herrchen, doch oft habe ich das Glück, ganz allein durch diesen unberührten Wald zu streifen. Natürlich sind die Geräusche der Stadt – das Rauschen der Autos und der entfernte Lärm von Baustellen – zu hören. Doch wenn ich die moosbedeckten Baumstämme betrachte, die dort liegen, wo sie gefallen sind, und die grünen Mikadohaufen, die über den Starzbach gebildet werden, während Eichhörnchen als Brücke und Eulen als Landeplatz dienen, dann stören mich diese Geräusche nicht.
Allmählich verlieren sie an Bedeutung, denn der Duft des Waldes und der sichtbare Lauf der Zeit – dargestellt durch Moos, Farne, Blätterhaufen und Pilze in den verschiedensten Farben und Formen, Tierspuren und Vogelgesang – versetzen mich, wenn alles gut läuft, in einen wunderbaren Zustand. Dieser Zustand führt idealerweise dazu, dass ich das Bedürfnis nach Bewertungen verliere. Genau dann beginnt für mich die Entspannung, wenn das Urteilen, Abwägen, Einordnen und Vergleichen aufhört.Ich sehe die toten Bäume, die voller Leben sind, weil überwuchert von quietschgrünem Moos, Mäusen Unterschlupf und Pilzen Nahrung bieten und denke mir: Achso, so kann also ein gelebtes Leben aussehen und weitergehen. Es geht einfach weiter, und wandert von einer Form in die andere. Leben will immer leben, ob als Baum, als Wurm, ob als Mensch oder Erde anderen Lebewesen Leben gebend. Diese Erfahrung nehme ich mit in mein Atelier, nachdem der Wald mich wieder nach Hause geschickt hat. Er schenkt mir eine wertvolle Einsicht: entspanne dich, nimm dir Zeit und lass es laufen. Wenn ich dann mit der Arbeit beginne, ein Medium oder Material auswähle – sei es Kupfer oder Papier als Bildträger, Farben, Pinsel, Buntstifte, Schere, Cutter oder was auch immer mir zur Verfügung steht in die Hand nehme– gehe ich mit einer neugierigen und offenen Haltung an die Atelierarbeit heran. Die wertfreie Gestaltung, die die Natur mir ständig vorlebt, dient mir als Inspiration und Vorbild. Das bedeutet nicht, dass meine Arbeiten immer naturgetreu sind oder dass man immer eine bestimmte Pflanze erkennen kann. Es heißt auch nicht, dass ich kompositorische Fragen ignoriere oder nicht über die Wirkung von Farben reflektiere. Vielmehr versuche ich, bestimmte Arbeitsprozesse ohne Erwartungen und Bewertungen durchzuführen. Zudem sind nicht nur die sichtbaren Formen der Natur meine Muse und Inspiration, sondern auch die schöpferischen Gesetzmäßigkeiten, die in der Natur verkörpert sind. Sie laden mich ein, das gesamte Spektrum schöpferischer Möglichkeiten in den Schaffensprozess mit einzubeziehen.
Diese Arbeitsweise mag auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar sein, da wir darauf trainiert sind, zielgerichtet und linear zu handeln. Um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen, müssen wir in der Regel zuerst A, dann B und schließlich C erledigen und genau wissen, was wir tun und wollen. Als Kunstdrucker habe ich viele Jahre lang genau so gearbeitet, als Dienstleister für Künstler und Museen komplexe Editionen gedruckt. In diesem Kontext ist diese Herangehensweise durchaus sinnvoll.
Doch die lebendige Natur in den kreativen Prozess einzubeziehen, ist ein ko-kreativer Vorgang. Das bedeutet, dass man manchmal den Fokus verschwommen lassen, ergebnisoffen agieren und andere Elemente in die Arbeit einladen muss. Man wird zum Beobachter eines kreativen Entstehungsprozesses, an dem man zwar beteiligt ist, den man jedoch nicht allein kontrolliert.
Diese Haltung spiegelt das Leben wider. Dabei entstehen Überraschungen, und man wird reich beschenkt durch den Zufall. Die Bilder entwickeln sich oft anders als erwartet, und ein Gefühl von Dankbarkeit und Verbundenheit entsteht, weil man erkennt, dass das Ergebnis nicht nur aus einem selbst hervorgeht, sondern das Resultat eines Zusammenspiels unterschiedlichster Einflüsse und sowohl sichtbarer als auch unsichtbarer Lebensprozesse ist.
Das war jetzt viel Text, doch nun lassen Sie den Verstand ruhen und lassen Sie sich ein auf einen Spaziergang in meine Bilderwelten. Folgen Sie einfach Ihrer eigenen Neugier. Welche Farben, welche Formen ziehen Ihre Aufmerksamkeit an, was für Gedanken oder Gefühle entstehen bei der Betrachtung und letztendlich: Fühlen Sie sich wohl, können Sie angesichts dieses Bildes entspannen, tut es Ihnen gut? Und möchten Sie mit diesem Bild leben? Dann können Sie es gerne hier auf meiner Website erwerben. Falls das Bild nicht unter dem Reiter SHOP gesehen wurde, kontaktieren Sie mich gerne direkt, da ich nicht alle meine Bilder in den SHOP eingepflegt habe. Ich freue mich auf Ihre Nachricht und über jegliche Art des Feedbacks, Herzlich ihr Clemens Büntig